Was kostet ein gutes Extra Vergine Olivenöl bzw. warum ist es so teuer?
Apulien ist wie fast der gesamte Süden Italiens bezüglich Olivenöl ein
"Notstandsgebiet". Allerdings nicht unbedingt wegen der Qualität der
hier produzierten Öle. Diese erfüllen oft höchste Ansprüche. Aber die
Produzenten werden auch für bestes Öl schlecht bezahlt, weshalb sich
Qualitätsproduktion - oder überhaupt eine Produktion - von Olivenöl nicht
rentiert und viele Produzenten resigniert aufgeben. Großabfüller importieren
schlechteste Qualitäten und bieten diese unter dem Etikett "Extra
Vergine" an. Keines dieser Billigöle erfüllt auch nur annähernd die
Voraussetzungen für ein Olivenöl mit dieser Bezeichnung.
Aber der halblegale Etikettenschwindel (wo kein Ankläger, auch kein
Schuldiger) wird leider von allzu vielen Verbrauchern durch Kauf dieser Öle
unterstützt. Ein trauriger - und für das Fortbestehen der wirklich guten
Produzenten gefährlicher - Zustand. Umso bewundernswerter sind diejenigen, die
trotz dieser widrigen Bedingungen hochwertiges Olivenöl produzieren und es zu
einem für den Verbraucher ausgesprochen günstigen Preis anbieten, auch wenn sie
selbst nicht viel dabei verdienen.
Wer einmal eine Olivenölerne bei einem Spitzenproduzenten mitgemacht hat, wird diese Frage nicht mehr stellen, sondern sich bei einigen Olivenölen - vor allem aus Apulien - fragen "wieso ist dieses Olivenöl so billig?". Die Pflege des Ölbaums (Beschneiden, bei Bio-Produktion der Schutz vor Krankheiten mit natürlichen Mitteln, etc.), Ernte per Hand - all dies ist ungemein arbeitsaufwändig. Und dieser Aufwand muss sich natürlich im Preis niederschlagen, da ansonsten die Produktion irgendwann einmal unrentabel wird. Unter 20 €/Liter (Verkaufspreis in Deutschland) ist hochwertiges Extra Vergine Olivenöl nirgendwo in Italien herzustellen. In Regionen wie der Toskana oder Ligurien, wo die Erträge niedriger sind, liegt dieser Preis noch wesentlich höher.
"Aber es gibt doch im Discount auch Extra Vergine Olivenöle oft für weniger wie 5 Euro?" wird sich mancher fragen. Wie ist das möglich? Die Antwort: "Legaler", weil nicht sanktionierter Beschiss. Kein einziges dieser Billigöle erfüllt die Kriterien für ein Olivenöl mit der Bezeichnung "Extra Vergine". Denn: Extra Vergine ist definiert als "absolut frei von jeglichen Fehlaromen". Und diese weisen die Billigöle immer auf, da sie aus Kostengründen aus Oliven gewonnen werden müssen, die schon überreif vom Baum fallen oder mit groben mechanischen Mittel (Abschlagen vom Baum) und damit verbundenen Verletzungen der Olivenfrüchte geerntet werden.
Die Öle können, obwohl sie die Kriterien für Extra Vergine nicht erfüllen, unter dieser Bezeichnung angeboten werden, weil es keine Pflicht zur Kontrolle gibt. Das ist wie wenn ein Hochschullehrer ohne Doktortitel seinen Beruf ausüben würde. Erlaubt ist es nicht, aber wenn keiner nach der Doktorarbeit frägt....
Quelle: http://www.enoteca-italiana.de
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